Über das moderne Leben der Tiere

Yevgenia Belorusets

Über das moderne Leben der Tiere


209 S., 20,5 cm
Matthes & Seitz 2014
Hc. 22,00 EUR


Voll lakonischem Humor und bitterer Wahrheit handeln diese Vorlesungen und Berichte, Erzählungen und Dialoge von möglichen und unmöglichen Begebenheiten mit Tieren - etwa von einem Tiger im Keller eines Kiewer Cafés, vom Absturz eines Hasen im Kaukasus oder vom Zusammenleben unzähliger Hunde und Katzen in einer winzigen Wohnung, so dass die Grenzen zwischen Mensch und Tier zusehends verwischen. Es sind die kleinen Begebenheiten, die stillen Anekdoten und die kurzen Sätze, mit denen Yevgenia Belorusets' Prosa das Wesen des Menschen offenbart. In ihrer ethnografisch präzisen und nüchtern-poetischen Sprache entsteht in dieser fiktiven Vorlesungsreihe ein Raum für marginalisierte Erfahrungen in der heutigen Ukraine, die mindestens seit 2014 auch von Gewalt geprägt sind.

Denn wenn es stimmt, dass der Mensch dem Menschen ein Wolf ist, dann erscheint es nur logisch, dass wir Menschen das, was wir sein wollen, wonach wir suchen und streben, was wir einander antun und miteinander durchstehen, durch unsere Beziehungen zu Tieren erzählen. In der strengen Form der wissenschaftlichen Abhandlung, die überhöht, ironisiert und mit jedem Text weiter unterlaufen wird, fügen sich die Stimmen unterschiedlicher Erzählerinnen und Erzähler zu einem Chor, bei dem nicht immer eindeutig auszumachen ist, wer hier spricht - und zu wem.


Yevgenia Belorusets, 1980 geboren, ist Fotografin, Künstlerin und Schriftstellerin. Sie lebt abwechselnd in Kiew und Berlin und beschäftigt sich mit den Schnittstellen von Kunst, Medien und Gesellschaft. Belorusets engagiert sich in einer Reihe kultureller und politischer Initiativen. 2022 wurde sie mit dem Horst Bingel-Preis für Literatur ausgezeichnet, 2023 erhielt sie den Preis Frauen Europas.