432 Seiten, 1002 Farbtafeln, 23.8 cm x 28.6 cm
Mack, London 2013
Kt. mit Schutzumschlag 45,00 EUR

In der Manier von Francis Alÿs' 'Fabiola' und Andy Warhols 'Time Capsules' trägt Linda Fregni Nagler Fotografien augenscheinlich unbestimm-ter Aussage zusammen und verleiht ihnen in ihrem Archiv neue Bedeutung und Intensität.

'The hidden Mother', eine ihrer thematischen Sammlungen, umfasst 1002 Fotografien, von Daguerreotypien und Ferrotypien bis hin zu Visitenkarten, allesamt Beispiele einer heute überholten Praxis: Im Bildhintergrund eines Kinderporträts findet sich eine mit diversen Mitteln versteckte Mutter, die in der Frühzeit der Fotografie üblicherweise mitfotografiert werden musste, um das Kind während der langen Belichtungszeit stillzuhalten.

Die Mutter ist auf all diesen Bildern undeutlich zu sehen, verborgen unter ihr übergehängten Decken, Teppichen und Brokatstoffen, manchmal nur in Form einer haltenden Hand sichtbar oder nahezu verschwindend in dunkel verschatteten Bildbereichen, einzig anwesend, um das eigentliche Objekt des Fotografen zu präsen-tieren und positionieren.

Dass diese Bilder in ihrer Aufforderung an den Betrachter, das Offensichtliche nicht zur Kenntnis zu nehmen, eine unfreiwillige Komik entfalten, ist nicht von der Hand zu weisen. Gleichzeitig führt diese Sammlung aber auch ganz andere Aspekte vor Augen: die Geste der Mutter- und Elternschaft selbst, die Rolle der Frau in einer patriarchalen Gesellschaft, die gegenüber ihren Objekten unausweichlich selbstauslöschende Natur von FotografIn und SammlerIn, die Künstlerin selbst, die Bilder hütend und bewahrend, als 'Hidden Mother' ihres Archivs.

Entstanden in Zusammenarbeit mit dem Nouveau Musée National de Monaco mit Texten von Massimiliano Gioni und Geoffrey Batchen und einem Gespräch zwischen Francesco Zanot und Linda Fregni Nagler