Keine Ostergrüsse mehr!

L. Hechenblaikner, A. Kühbacher

Keine Ostergrüsse mehr!


Die geheime Gästekartei des Grand Hotel Waldhaus in Vulpera.
388 S. mit 158 Abb., 27 cm
Edition Patrick Frey 2021
Hc. 52,00 EUR


'Keine Ostergrüsse mehr!' - so heisst es mitunter auf Karteikarten des Grand Hotels Waldhaus in Vulpera. Concierge und Rezeptionist ertrugen ungehobeltes Benehmen der illustren und zahlungskräftigen Gäste stoisch, notierten jedoch ihre Erfahrungen auf den Karteikarten. Gäste wurden diskret beobachtet, Telefonate belauscht, passendes und unpassendes Verhalten kommentiert.

In der Zwischenkriegszeit und vor allem während des Zweiten Weltkrieges war das Waldhaus ein Ort, an dem die Verwerfungen einer auseinanderfallenden Gesellschaft spürbar wurden - wenn 1932 Gäste reihenweise wegen der Bankkrise abreisen mussten, wenn 1939 die an jüdische Gäste verschickten Ostergrüsse mit den Vermerken 'retour', 'abgereist' oder 'verzogen' zurückkamen. Wie veränderte sich der Ton der Angestellten gegenüber jüdischen Gästen? Wie begegnete man den hochrangigen Nationalsozialisten? Wie den jüdischen Gästen, die den Holocaust überlebt hatten und nach dem Krieg wiederkamen?

Das Waldhaus brannte 1989 aufgrund einer bis heute ungeklärten Brandstiftung ab. Gerettet werden konnte u.a. die Gästekartei mit 20.000 Karten. Diese seltene Quelle erlaubt nicht nur einen Blick auf die Gäste, sondern auch auf die Perspektive jener, die die Karteikarten geführt hatten.


Der Fotograf und Künstler Lois Hechenblaikner setzt sich seit Jahrzehnten kritisch mit dem tourismusbedingten Wandel der Gesellschaft im Alpenraum auseinander und dokumentiert dies ungebrochen neugierig. Gemeinsam mit der Kulturwissenschaftlerin Andrea Kühbacher und Rolf Zollinger, dem letzten Direktor des Waldhauses, rekonstruierte er anhand der Karteikarten die Atmosphäre des Grandhotel.