Hirnströme. Eine Kulturgeschichte der Elektroenzephalographie

Cornelius Borck

Hirnströme. Eine Kulturgeschichte der Elektroenzephalographie


Erschienen i. d. Reihe 'Wissenschaftsgeschichte', herausgegeben von Michael Hagner und Hans-Jörg Rheinberger
384 S., 51 Abb., 14 x 22 cm
Wallstein 2015
Br. 38,00 EUR


Die Visualisierung von Gehirnprozessen hat in der Geschichte der Hirnforschung regelmäßig große Erwartungen geweckt. Cornelius Borck stellt mit der Registrierung elektrischer Hirnströme eine Aufzeichnungstechnik ins Zentrum seiner Untersuchung, mit der sich seinerzeit die Hoffnung verknüpfte, das Gehirn in seiner eigenen Sprache schreiben zu lassen und so seine Funktionsweise lesbar zu machen.

Er verfolgt die vielfach widersprüchlichen Deutungen zur Elektroenzephalographie von den Versuchen des deutschen Psychiaters Hans Berger und seiner Veröffentlichung eines menschlichen EEG im Jahr 1929 bis zu ihrer internationalen Ausbreitung und Konsolidierung als klinische Diagnosemethode in der Mitte des 20sten Jahrhunderts.

Borcks These lautet, daß die Schrift des Gehirns in lokalen Forschungskulturen je spezifische Konturen annahm, aus deren Widerstreit ein neues wissenschaftliches Objekt, das elektrische Gehirn hervortrat. Das elektrische Gehirn ist in einem historisch präzisierbaren Sinne erst das Produkt seiner elektrotechnischen Erforschung. Das Wissen vom Gehirn und Theorien über dessen Funktionieren sind von den Maschinen geprägt, denen sich dieses Wissen verdankt.

Es stellt sich deshalb vielmehr die Frage, was sich eigentlich darin manifestiert, dass sich die erhobenen EEG-Befunde immer wieder den vorgelegten Theorien und Deutungen entzogen.


Cornelius Borck ist Professor für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin und Naturwissenschaften und Direktor des Instituts für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte der Universität zu Lübeck.