Der Versucher

Julien Gracq

Der Versucher


Übersetzung u. Nachw. v. Dieter Hornig
232 S., 210 mm
Literaturverlag Droschl 2014
geb. 23,00 EUR


Julien Gracqs zweiter Roman 'Un beau ténébreux' (1945) ist nun als letzter seiner großen Prosatexte zum ersten Mal in deutscher Übersetzung erschienen.

Ein Strandhotel in der Bretagne. Unter den Gästen der Literaturwissenschaftler Gérard, der an einer Studie über Rimbaud arbeitet und uns in seinem Tagebuch über die anderen Gäste informiert. Die träge Ferienstimmung verändert sich mit einem Schlag, als ein faszinierend intelligenter Gast in Begleitung einer wie er selbst bestechend schönen Frau auftaucht, die Anwesenden in seinen Bann zieht und die Anordnung der Paare und die Ordnung der Gefühle subtil verwirrt.

Gracq greift die von den Surrealisten geführte Debatte um den Selbstmord auf und verwandelt sie in ein philosophisch-romanhaftes Geschehen. Zahlreiche intertextuelle Verweise auf die französische und die deutsche Literatur durchziehen den Roman. Vor allem aber ist Gracq ein Meister der atmosphärischen Landschaftsschilderungen, der ungewissen Stimmungen, einer Naturromantik von enormer Intensität und phantastischer Präzision. Hierin allerdings - in den nicht selten ausufernden, sprachlich staunenswert ausgefeilten Wahrnehmungen - gehen Stärken und Schwächen des erschöpfenden (Be-)Schreibens eine unlösbare Verbindung ein.

Julien Gracq (1910-2007), Geographielehrer und großer Einzelgänger der französischen Literatur des 20. Jahrhunderts, dabei kritischer Beobachter des Literaturbetriebs; sein Werk erschien schon zu Lebzeiten in der Bibliothèque de la Pléiade. Den Prix Goncourt (für Das Ufer der Syrten, 1951) lehnte er ab. Nach anfänglicher Nähe zum Surrealismus (Auf Schloß Argol, 1938) wandte er sich später einem fragmentarischen, nicht-fiktionalen Schreiben zu (Die engen Wasser, 1976; Rom. Um die sieben Hügel, 1988; Der große Weg, 1992).