Der Reisende

Ulrich Boschwitz

Der Reisende


erausgegeben von Peter Graf, Peter 3
303 S., 19,6 cm  
Klett-Cotta 2018
Hc. mit Schutzumschlag 20.00 EUR


Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, wird in Folge der Novemberpogrome aus seiner Wohnung vertrieben und um sein Geschäft gebracht. Mit einer Aktentasche voll Geld, das er vor den Häschern des Naziregimes retten konnte, reist er ziellos umher. Zunächst glaubt er noch, ins Ausland fliehen zu können. Sein Versuch, illegal die Grenze zu überqueren, scheitert jedoch. Also nimmt er Zuflucht in der Reichsbahn, verbringt seine Tage in Zügen, auf Bahnsteigen, in Bahnhofsrestaurants. Er trifft auf Flüchtlinge und Nazis, auf gute wie auf schlechte Menschen.

Noch nie hat man die Atmosphäre im Deutschland dieser Zeit auf so unmittelbare Weise nachempfinden können. Denn in den Gesprächen, die Silbermann führt und mithört, spiegelt sich eindrücklich die schreckenerregende Lebenswirklichkeit jener Tage.


Ulrich Boschwitz wurde 1915 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Berlin geboren. Seine Mutter stammte aus einer Lübecker Senatorenfamilie.

1935 emigrierte Boschwitz, nachdem er den Musterungsbefehl der Wehrmacht erhalten hatte, gemeinsam mit seiner Mutter nach Schweden, von dort weiter über Norwegen, Frankreich, Luxemburg und Belgien nach England. Nach Kriegsausbruch wurde er dort als „feindlicher Ausländer“ interniert und 1940 nach Sydney verschifft. Auf der Rückreise nach England 1942, Boschwitz war 27 Jahre alt, wurde das Schiff von einem deutschen U-Boot versenkt.

Sein Roman 'Menschen neben dem Leben' wurde 1937 in einer schwedischen Übersetzung (Människor utanför) verlegt. Sein zweites Buch 'Der Reisende' erschien unter dem Pseudonym John Grane 1939 in London in englischer Sprache (The man who took trains) bzw. 1940 dieselbe Fassung in den USA unter dem Titel (The fugitive). Eine postume Ausgabe in der Übersetzung von Maurice Rémon erschien 1945 in Frankreich (Le fugitif). Von seinen beiden Romanen ist bisher nur 'Der Reisende' in der deutschen Originalsprache verlegt worden.